"Werde Pferdephysiotherapeut in 3 Monaten"

Ausbildung Pferdetherapeut
Was man im Internet alles machen kann...
"Werde Pferdephysiotherapeut in 3 Monaten" lautete die Anzeige eines "Instituts" für Pferdephysiotherapie und Heilpraktik.


Ich habe daher eine Bitte an alle Pferdebesitzer. Informiert euch, bevor ihr einen Therapeuten holt, über dessen Ausbildung. Es gibt leider mehr als genug Scharlatane..


Innerhalb von ein Paar Monaten oder an EINEM Wochenende kann man sich durch einen Kurs Pferdephysiotherapeut nennen. Bei solchen Angeboten wundert es mich nicht, dass immer mehr Menschen dem Pferdephysiotherapeut kritisch gegenüber treten und lieber zum Tierarzt gehen.
Eine fundierte Ausbildung in Theorie und Praxis ist in meinen Augen Pflicht. Anatomie, Phyisologie und vor allem Biomechanik müssen sitzen, bevor ich überhaupt ans Pferd gehe! Das ist nicht innerhalb von ein paar Monaten erlernbar.
Wenn ich mir überlege, wie lange ich geübt und gelernt habe - und das Tag und Nacht -, bis ich selbst mich überhaupt getraut habe, mich "Therapeut" zu nennen.


Leider ist der Beruf immer noch nicht staatlich annerkannt. Somit gibt es auch keine Regelung zur Ausbildung.
Daher ein erster Tipp: Informiert euch, wo der Therapeut seine Ausbildung absolviert hat, wer dort unterrichtet, wie lange die Ausbildung geht und vor allem, was an Wissen gefordert wird !
Ich weiß, dass es in der Vielfalt an Schulen sehr schwer ist, einen "richtigen" Therapeuten zu finden. Und, dass man leider auch nicht nach Zertifikaten gehen kann....Punkt: Papier ist geduldig..

Aber in 3 Monaten kann man NIE UND NIMMER einfach mal so, von der Couch aus, Therapeut werden - und zwar weder THP, Physio noch Osteopath.


Auch ich bilde mich jedes Jahr weiter und berufe mich nicht auf meinen bisherigen Werdegang oder Zertifikate, die ich bekommen habe. "Denn Lernen ist wie Rudern gegen den Strom, hört man auf, treibt man zurück".


Wenn jemand vor der Entscheidung steht: "Ich möchte Pferdephysiotherapeut werden", fragt auch hier gerne bei mir nach !


Wir gewissenhaften Therapeuten arbeiten daran den Beruf staatlich zu regeln und eine klare Richtlinien in der Ausbildung festzulegen.


Bis es so weit ist: Informiert euch und scheut keine Fragen ! Ein kompetenter Therapeut wird keine Fragen unbeantwortet lassen und diese gerne beantworten! Und: Keiner ist perfekt. Wenn man selbst mal an seine Grenzen stößt (und das kommt vor), braucht man sich nicht zu schämen dies offen zu sagen und an einen Kollegen zu verweisen ! Ich weiß leider selbst, dass das unter uns Therapeuten eher schwierig ist. Jeder ist der Beste und fürchtet sich vor Kundenverlust, anstatt eine gute Zusammenarbeit aufzubauen und ein -für mich- einzig sinnvolles Ziel zu verfolgen: Pferd und Besitzer bei Seite stehen und ein Team zu formen, Probleme zu lösen.


P.S. Medizinische Vorkenntnis als Berechtigung für die Ausbildung ist für mich eher zweitrangig. Nur weil ich Humanphysio oder Tierarzt bin, heißt das noch lange nicht, dass ich das auch am Pferd kann, bzw.  überhaupt ein Händchen für Physiotherapie habe.
Bei einer fundierten Ausbildung und dem Willen ins Detail zu Lernen ist es meiner Meinung nach auch ohne medizinische Vorkenntnis möglich ein guter Therapeut zu sein. Der Tierarzt oder Humanphysio ist so auch nicht auf die Welt gekommen...oder ? Hier gilt eben auch nicht der "Rang", sondern Wissen und Können. Und wenn man lernen, wissen und können will, geht fast alles - aber nicht mal schnell in 3 Monaten und nebenbei. 😉


Ich wünsche euch in diesem Sinne einen schönen ersten Advent !