Karpaltunnelsyndrom beim Pferd ?

Häufig erlebe ich Besitzer, die sich über ihr stolperndes Pferd wundern...das Ganze geht bis hin zu Stürzen mit dem Pferd aufgrund scheinbar fehlender Trittsicherheit.
Schon am Anfang der Behandlung fällt mir oft auf, dass diese Pferde eine enorme Spannung im Bereich des Unterhalsmuskels haben, aber auch blockierte Karpalgelenksknochen oder Halswirbel kommen hier ebenso oft vor.

Aus dieser Erfahrung heraus, kommen mir folgende Gedanken:
Die Nerven der Halswirbelsäule und vorderen Brustwirbelsäule bilden ein Nervengeflecht; den sog. Plexus brachialis. Dieser verzweigt sich und entlässt die Nerven für die Vorhand. Auf dem Weg zum Bein müssen diese Nerven diverse Engpässe überwinden:

  1. Muskulatur: Die Nerven ziehen zwischen dicken Muskelsträngen hindurch nach außen. Sind diese Muskeln verspannt, kann es zu einer Einengung bzw. Reizung der Nerven kommen
  2.  Der Karpaltunnel: Das Karpalgelenk selbst wird auf der "Hinterseite" des Beins von einem unelastischen Band überspannt, so entsteht zwischen den Knochen und Band ein Tunnel -> Karpaltunnel. Blockieren nun einzelne Knochen des Karpalgelenks kann dies den Raum dieses Tunnels verengen. Nerven und Blutgefäße können eingeengt werden. Aber auch Ansatztendinosen oder Gelenksentzündungen können zu einer Einengung/Reizung führen.

Durch Komprimierung der Nerven und Blutgefäße (am häufigsten durch Fehlspannung der Muskulatur) kommt es zu den typischen Symptomen:
eingeschlafene Finger, Schmerzen, kalte Hände

Warum sollten nicht auch unsere Pferde darunter leiden ?
Es würde das häufig beobachtete Stolpern erklären. Habt ihr schon einmal selbst versucht, mit einem eingeschlafenen Bein über Unebenheiten zu laufen ?

Während und auch nach der Behandlung der Muskulatur und der Gelenke beginnen die Pferde oftmals mit den Beinen aufzustapfen oder sich mit der Nase am Bein zu reiben. Ich könnte mir vorstellen, dass sie das gleiche "Aufwachkribbeln" empfinden wie wir.

Aus dieser Erkenntnis schlussfolgere ich, dass unsere Pferde ebenfalls an einem Karpaltunnelsyndrom leiden können !
Hier ist es aber oft so, dass jegliche Fehlspannung der Muskulatur oder Blockierung eines Gelenkes diese Symptome hervorrufen kann(Verkettung des gesamten Körpers). Oft liegt die Ursache nicht am Ort des Geschehens; der Karpaltunnel ist in den wenigsten Fällen selbst der Auslöser.

 

 

Hier kann (& das nicht nur beim Pferd;)) eine physiotherapeutische/osteopathische Behandlung Abhilfe schaffen.

Abbildung aus: König Liebich Anatomie der Haussäugetiere 5. Auflage, Schattauer Verlag
Abbildung aus: König Liebich Anatomie der Haussäugetiere 5. Auflage, Schattauer Verlag

© Equimedica Pferdephysiotherapie Nicole Sablotny, APR 2018

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